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Drei Auswerter sitzen am Computer und betrachten Fingerabdrücke
Erfolgreiche Tatklärungen und Fortschritte bei der BAO Cold Cases
Landeskriminalamt NRW setzt Zusammenarbeit mit 16 Alt-Ermittlern fort.

Ein Jahr ist es her, dass das nordrhein-westfälische Innenministerium und das Landeskriminalamt NRW mit einem ungewöhnlichen Personal-Zuwachs für Aufmerksamkeit sorgten: Insgesamt 28 pensionierte, besonders qualifizierte Kriminalbeamtinnen und -beamte wurden im November 2021 als Regierungsbeschäftigte eingestellt, um die strukturierte Aufarbeitung sogenannter Cold Cases sicherzustellen.

Für zunächst zwölf Monate wurden eine ehemalige Ermittlerin sowie 27 ehemalige Ermittler mit der Aufgabe beauftragt, ungeklärte Tötungsdelikte und Vermisstenfälle in die 2017 errichtete Cold Cases Datenbank des LKA NRW einzupflegen und sie auf neue Ermittlungsansätze zu prüfen. Mit einem strukturierten Vorgehen wird gewährleistet, dass dabei keine ermittlungsrelevanten Informationen verloren gehen. Im Gegenteil - dank des Fortschritts bei den kriminaltechnischen Untersuchungs-Methoden bestehen neue Chancen, neue Erkenntnisse zu gewinnen.

Aktueller Stand

Und die Analyse der alten Akten und Asservate sowie deren Digitalisierung sind bereits weit fortgeschritten (Stand November 2022): Von den 1143 Cold Cases, die für den Zeitraum von 1970 bis 2015 für Nordrhein-Westfalen identifiziert worden sind, wurden 847 als relevant für die Cold Cases Datenbank eingestuft. Bei den übrigen 296 Fällen konnten die Akten nicht aufgefunden werden, die Taten wurden zwischenzeitlich geklärt oder die Verjährung setzte ein. Die Akten von 192 Fällen konnten bereits vor dem Start der Besonderen Aufbauorganisation „Cold Cases“ (BAO) bzw. ohne Unterstützungserfordernis des LKA NRW bearbeitet werden. Von den somit derzeit insgesamt 655 durch die BAO Cold-Cases zu bearbeitenden Fällen konnten bereits 491 vollständig digitalisiert werden. Die BAO Cold-Cases hat inzwischen 468 Fälle auf neue Ermittlungsansätze geprüft und die kriminalistische Bewertung hat bei bislang 335 Fällen ergeben, dass potentielle Ermittlungsansätze bestehen.

„Die kriminalistische Bewertung hat bei vielen Fällen ergeben, dass potentielle Ermittlungsansätze bestehen. Wir suchen und wir finden neue Aufklärungschancen“, sagt Kriminaldirektor Colin B. Nierenz, Leiter der BAO „Cold Cases“. „Entsprechend wurden bereits einige sehr aufwendige kriminaltechnische Untersuchungen veranlasst und zum Teil schon abgeschlossen.“ Dies hat bereits in konkreten Fällen zu Tatklärungen geführt: So konnte beispielsweise einem bereits wegen Doppelmordes rechtskräftigt verurteilten Straftäter ein weiteres Tötungsdelikt aus dem Jahr 1987 in Lohmar nachgewiesen werden. In Köln wurde im Oktober 2022 zudem ein Tatverdächtiger festgenommen, dem zur Last gelegt wird, im Mai 1987 einen damals 50 Jahre alten Mann in Köln-Ehrenfeld durch Schläge gegen den Kopf lebensgefährlich verletzt zu haben. Des Weiteren hat die Polizei in Bielefeld nach der Analyse des LKA NRW erneut die Ermittlungen wegen des Tötungsdeliktes zum Nachteil der 84-jährigen Agnes N. in Vlotho-Exter im Jahr 2014 aufgenommen. Diese führten zur Festnahme eines 38-jährigen Mannes aus Herford, dessen DNA-Material an der Opferbekleidung der Getöteten nachgewiesen werden konnten. Der Festgenommene verstarb Ende Oktober in einer Haftanstalt aufgrund eines Suizides.

„Neue Hinweise in einem 24 Jahre alten weiteren Fall erhoffen sich außerdem unsere Kolleginnen und Kollegen der Kripo aus Duisburg, die in Abstimmung mit der Duisburger Staatsanwaltschaft die Ermittlungen rund um die Tötung an Ahmet T. wieder aufgenommen haben“, informiert Colin B. Nierenz. Der damals 52 Jahre alte, türkische Stahlarbeiter wurde im September 1998 erschossen in seinem Keller gefunden. Mit Veröffentlichung eines Fotos des Opfers und des damaligen Fahndungsplakates in türkischer Sprache ruft die Polizei mögliche Zeugen auf, sich zu melden.

Fortsetzung der Arbeit

Um weitere Ermittlungs-Fortschritte zu erzielen, werden 16 der Cold Cases Unterstützungskräfte beim LKA NRW weiterbeschäftigt. Das Innenministerium hat per Erlass verfügt, dass sie zusätzliche sechs Monate ihrer Tätigkeit nachgehen können. Damit wird sichergestellt, dass die weiteren Akten nach dem festgelegten Schema systematisch in die Datenbank eingepflegt und auf neue Ermittlungsansätze geprüft werden. Außerdem wird die Aufklärung der Cold Cases aus NRW intensiv vorangetrieben, wobei der Einsatz der Alt-Ermittler eine Entlastung für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der örtlichen Kreispolizeibehörden darstellt.


Landeskriminalamt Nordrhein-Westfalen
Telefon: +49 211 939 6666
E-Mail: pressestelle.lka [at] polizei.nrw.de (pressestelle[dot]lka[at]polizei[dot]nrw[dot]de)
https://lka.polizei.nrw/
 

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