Gemeinsame Pressemitteilung der Staatsanwaltschaft Bielefeld und des Landeskriminalamtes Nordrhein-Westfalen (LKA NRW)
Der Betrug mit der angeblichen Kryptowährung OneCoin ist mit mehr als drei Millionen getäuschten Anlegern weltweit und einem angenommenen Schaden von mehreren Milliarden Euro wohl als Coup historischen Ausmaßes zu bezeichnen.
Eine Gruppe von Tatverdächtigen im Umfeld der mittlerweile international gesuchten OneCoin-Erfinderin Ruja Ignatova hatte 2014 damit begonnen, investitionsfreudigen Anlegern die nicht existente Kryptowährung sowie wertlose Anlagestrategien und Schulungen im Bereich Finanzmanagement zu verkaufen. Bei spektakulären Live-Events unter anderem in Hongkong und in der Londoner Wembley-Arena bewarben die sogenannte Kryptoqueen und ihre OneCoin-Funktionäre die angebliche Währung und das sogenannte "Mining". Letzteres beschreibt die Generierung neuer Coins mittels Blockchain-Technologie, die jedoch im vorliegenden Fall wohl gar nicht existierte, genauso wenig wie die suggerierten und vermutlich manipulierten Kursgewinne der vermeintlichen Kryptowährung OneCoin, die die Anleger in Sicherheit wiegen sollten.
Das OneCoin-Universum war ein gut inszeniertes Märchen und die Spekulations-(Seifen) Blase platzte Ende 2016. Dem Landeskriminalamt Nordrhein-Westfalen lagen zwischenzeitlich Geldwäscheverdachtsmeldungen vor, denen nachgegangen wurde. Im Zuge der Ermittlungen verdichteten sich die Hinweise auf den Milliarden-Betrug, so dass das LKA NRW zusammen mit betroffenen Staatsanwaltschaften, der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin), Europol und anderen internationalen Strafverfolgungsbehörden (u.a. in den USA, Bulgarien, Singapore, den Vereinigten Arabischen Emiraten, Guernsey, Belize etc.) offen gegen das Unternehmen und die Drahtzieher ermittelte.
Die im Fokus der Öffentlichkeit stehende Dr. Ruja Ignatova, selbsternannte "Kryptoqueen", verschwand 2017 spurlos und entzog sich so bislang erfolgreich einem Strafprozess. Die Polizei fahndet derzeit weltweit nach der "OneCoin-Erfinderin":
https://www.bka.de/DE/IhreSicherheit/Fahndungen/Personen/BekanntePersonen/RI/Sachverhalt.html.
Gegen einige Personen aus ihrem Umfeld, die im Verdacht stehen, den Milliardenbetrug aktiv unterstützt zu haben, hat die Staatsanwaltschaft Bielefeld Anklage erhoben. Die Vorwürfe gegen ein Ehepaar aus Greven und einen Anwalt aus München lauten unter anderem Geldwäsche, unzulässige Zahlungsdienstleistungen und Betrug. Das Landgericht Münster sprach gestern (08.01.2024) die Urteile gegen die drei Angeklagten. Die Frau wurde zu einer Gesamtfreiheitsstrafe von 4 Jahren verurteilt, ihr Ehemann zu einer Gesamtfreiheitsstrafe von 5 Jahren (jeweils wegen Beihilfe zum Betrug und wegen Verstoßes gegen das Zahlungsdiensteaufsichtsgesetz (ZAG) bzw. wegen Beihilfe zum Verstoß gegen das ZAG). Gegen den angeklagten Anwalt verhängte die Wirtschaftsstrafkammer des Landgerichts eine Gesamtfreiheitsstrafe von 2 Jahren und 9 Monaten wegen leichtfertiger Geldwäsche in zwei Fällen.
Damit endet zunächst der Prozess gegen Ignatovas Unterstützer, aber die Ermittlungen und Fahndungsmaßnahmen des Landeskriminalamts Nordrhein-Westfalen in Sachen OneCoin werden fortgeführt. Die eingesetzte Ermittlungskommission sucht weiter nach der anzunehmenden Drahtzieherin des OneCoin-Coups, Dr. Ruja Ignatova, und nach Verbindungen zu weiteren Beteiligten. Im Rahmen der vergangenen und noch andauernden Ermittlungen wurden bereits Vermögenswerte von etwa 28 Millionen Euro sichergestellt.